17.11.1925-Indianapolis
Verfluchter Mist! Heute war es, als hätten wir alle Mächte von Himmel und Erde gegen uns. Ich weiß noch nichtmal, ob irgendjemand diesen Eintrag überhaupt lesen kann, bei der Sauklaue! Aber mit angeschossenen Arm geht es halt nicht besser...
Gestern Abend habe ich im Zug doch noch ein paar Stunden schlafen können. Kurz bevor wir den Bahnhof erreichten wurde ich dann geweckt. Ich kontrollierte nochmal, ob ich wirklich alles mitgenommen hatte: Revolver, Munition, Messer, Hut und natürlich mein Tagebuch. Der Zug fuhr langsam auf die Verladekräne des Bahnhofs zu. Zuerst würde man die Waren der "rechtschaffenen" Bürger abladen. Wenn die alle verschwunden waren, würde man unsere Ware abladen. Während die eine Hälfte der Truppe zurückblieb, um darauf zu achten, dass unser Wagon unangetastet blieb, nahm John die andere Hälfte, darunter auch mich, mit, um die drei Lastwagen zu holen, die uns von unseren Handelspartnern bereitgestellt wurden. John war für den Auftrag soetwas wie der "Boss". Er würde auch die Verhandlungen führen. Doch bevor wir überhaupt losfuhren, mussten wir natürlich sichergehen, dass uns keine Überraschungen erwarteten, wie z.B Autobomben oder zerstörte Bremsen. Es dauerte eine Weile, bis wir uns absolut sicher waren, jedoch schienen sich unsere Geschäftspartner an die Abmachung gehalten zu haben. Die Lastwagen standen etwas Abseits in einer Seitengasse in der Nähe des Bahnhofs. Zwei Leute saßen in der Fahrerkabine, während zwei weitere das Geschehen von der Ladefläche aus sicherten. Wir alle hielten unsere Waffen versteckt, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Bis hierher lief alles Problemlos, so dass die Lastwagen wenig später, mit halbvollen Ladeflächen, den Bahnhof wieder verließen.
Wir waren pünktlich um drei Uhr an einem verlassenen Dock verabredet. 5 Minuten vor Drei schoben sich die Lastwagen durch die Tore des Docks. Unsere Kunden standen schon bereit. Wir hielten gute 50 Meter vor ihnen. Jetzt kam die heiße Phase. Es waren schon einige Schießereien von Zaum gebrochen worden, weil man etwas bei der Übergabe nicht glatt lief. Man konnte die Nervosität fast spüren.
"Jason!Tom! Haltet mir den Rücken frei!" sagte John, als an der Tür unseres Lastwagens vorbeiging. Wir beide sprangen aus dem Wagen und folgten John. Auf der anderen Seite lösten sich ebenfalls drei Männer von der Gruppe. "Guten Tag!" begrüßte man sich höflich. "Habt ihr das Geld?" fragte John. Sie ließen drei Autos vorfahren. In den Autos lagen Reisekoffer. "Habt ihr die Ware?" kam die Gegenfrage. John gab den Fahrern der Lastwagen ein Zeichen vorzufahren. Angesichts der Kisten schien auch der Kunde sich ein wenig zu beruhigen. "Gut, ihr könnt in der linken Lagerhalle das Geld zählen, während wir..." weiter kam er nicht, den plötzlich kamen Polizeiwagen auf das Gelände gefahren. Verflucht! Wir eröffneten sofort das Feuer auf sie. Das erwies sich als eine Schnapsidee, denn der Rest der Truppe, der noch auf freien Gelände war, konnte keine Deckung suchen, ehe die Polizei auch auf sie schoss. Dank der Unterstützung der anderen Gang konnten wir sie solange hinter ihren Wagen festnageln, bis alle, die den ersten Kugelhagel überstanden hatten, zu uns gestoßen waren. Drei Leute lagen auf dem Asphalt. Zwei waren am bluten. John, Tom, Ich und die Fahrer der Lastwagen, sowie die Leute der anderen Gang, die die Übergabe leiten sollten, hatten uns zwischen den Lastwagen versteckt. Die andere Gang hielt die beiden Lagerhallen besetzt, die die Straße keine 50 Meter von uns entfernt flankierten. Wieder fuhren Polizeiwagen auf das Gelände, nur diesmal waren es viel mehr. Sie errichteten einen Wall aus Polizeiwagen, der uns an der Flucht hindern sollte. Jetzt galt es: Draufhalten und keine Kugeln verschwenden! Da die Polizei jetzt die Waffentechnische Übermacht besaß, feuerten sie aus allen Rohren, so dass wir diesmal gezwungen waren, in Deckung zu bleiben. Das Knallen von unzähligen Revolvern und Sirenen in den Ohren, versuchte ich John zu erreichen, der nur gut 5 Meter von mir entfernt hinter dem nächsten Lastwagen stand. Als ich meinen Kopf herausstreckte, um zu sehen, wie heftig unsere Stellung unter Beschuss lag, zog ich ihn blitzartig wieder herein und ein Funkenstrom, der direkt vor meinem Gesicht entlangjagte, bedeutete mir, dass ich richtig gehandelt hatte. Ich brüllte ihn an: "John! Was machen wir?! Lange halten wir das nicht durch!" Alle Leute, die sich vor unserer Stellung aufhielten, waren entweder tod, oder schwer verletzt. Kein Wunder, der Kugelhagel hatte die Deckung in Fetzen gerissen. Schwer atmend und blutend ließ sich der Anführer, der anderen Mafiadelegation neben mir fallen. "Seid ihr soweit in Ordnung? Wir müssen uns zurückziehen! Die verarbeiten uns zu Kleinholz! Ich habe viele Tote und Verletze!" brüllte er mich an. "Von uns sind nur noch wir drei übrig!" sagte ich und gestekulierte dabei mit der Waffe in Richtung John und dann zu Tom, der sich hinter einem Auto zusammenkauerte. 21 Leute verloren, so ein Desaster. "Was ist mit dem da?" fragte er mich und deutete auf Pit. Pit stand hinter den Sockel eines alten Lastkranes. Er hatte es offenbar geschafft sich hinter etwas massiven zu verstecken, bevor der Kugelhagel richtig begann. "Haltet die Cops unten, ich werde versuchen ihn hierher zu bringen!" "Nein!" brüllte John. "Das ist Wahnsinn, das schaffst du nie!" Ich wollte Pit jedoch nicht zurücklassen. Deswegen versuchte ich einen Ausfall, der aber damit endete, dass ich eine Kugel in den rechten Oberarm bekam und so keine zwei Meter hinter dem Lastwagen zu Fall kam. Der Anführer der anderen packte mich energisch am Kragen und zog mich umgehend wieder in Deckung. "Folgt mir! Wir haben in den Lagerhallen ein Boot vorbereitet! Damit können wir verschwinden." Eine gute Idee und da vor uns der einzige Ausgang war, den man über Land benutzen konnte, hatten wir auch nicht viel Auswahl. "In das Auto und Kopf runter!" Kommandierte er. Tom riss die Tür der Beifahrerseite auf, hinter ihn nahm John Platz, hinter unserem Fahrer setzte ich mich. Alle senkten den Kopf so tief es ging. Damit er wusste, wo er ungefähr war, öffnete unser Helfer die Tür, damit er in etwa sehen konnte, wo er sich befand. Mit einem lauten Scheppern gingen Front- und Heckscheibe zu Buch "Verdammte Bastarde!" brummte John. Ich versuchte währendessen den Schmerz in meinem Arm nicht Oberhand gewinnen zu lassen, der immer intensiver zu pochen schien. Mit einem schnellen Schlenker des Lenkrads, brachte der Fahrer das Auto genau auf Kurs in die Lagerhalle. Jedoch musste er jetzt mehr oder weniger blind fahren, da bei geöffneter Tür sein Leben schnell beendet sein würde. Jetzt barsten auch die restlichen Scheiben und ich unterdrückte einen Schmerzensschrei, als sie auf meine Schusswunde niedergingen. "Aussteigen!" brüllte mein Vordermann und trat brutal auf die Bremse. Wir sprangen aus dem Auto und was wir dann sahen, ließ wieder Hoffnung in uns aufkeimen. Ein relativ altes Fischerboot, dass mit mehreren Maschienengewehren ausgestattet war. Wir stiegen zu den verbliebenen Mafiosis in das Boot und man gab den Befehl zum auslaufen. Da ich nicht in der Lage war, selbst ein stationäres Maschienengewehr zu bedienen, legte ich mich auf den siffigen, stinkenden Boden. Über mir wurde der Himmel sichtbar und ich roch den Gestank des Flusses. Alle Leute, die ein MG zur Verfügung hatten, feuerten aus allen Rohren. Die Polizisten, die schon glaubten, sie hätten gewonnen, wurden vollkommen überaschend getroffen und waren gezwungen in Deckung zu gehen. Das Feuer hielt solange an, bis die bereitgestellten Ketten leergeschossen waren. Nachdem der Anführer der anderen Gangster sicher war, das er die Waffen der Polizisten nicht mehr fürchten brauchte, ließ er das Boot an Land steuern. "Wo wollt ihr hin?" fragte John. Im nächsten Moment fixierten seine Augen einen Revolver, den der Anführer der Truppe auf ihn richtete. "So wie ich das sehe, gibt es zwei Optionen, warum die Cops uns gefunden haben: Entweder, habt ihr uns verraten! Oder, es gab ein Verräter in euren Reihen! In beiden Fällen wären wir sicherer, wenn wir euch los werden!" Er knif ein Auge zu, um besser zielen zu können. "Dale, meinst du, der Boss würde es begrüßen, wenn wir drei Leute einer anderen Gang töten?" fragte einer seiner Gefolgsleute. Er riss beide Augen auf. "Stimmt... Steuert dem Kanal an!". Das Boot tuckerte in Richtung Stadt. Nahe eines stinkenden Abflussrohrs legten wir, an der provisorischen Anlegestelle, an. Über eine Treppe, die sicherlich nicht im offiziellen Stadtplan steht, brauchten sie uns auf Höhe der Straße. Hinter einem Lattenzaun, konnte man ein paar Autos vernehmen, die auf der Straße entlangdonnerten. Vorsichtig öffnete Dale mit einem Schlüssel eine Tür im Lattenzaun. Als wir alle schnell durch die Tür huschten, standen wir in einer düsteren Seitengasse, in der man selbst Kuhmist nicht mehr gerochen hätte, bei dem widerlichen Gestank. Wir beeilten uns aus der Gasse herauszukommen. Kaum auf dem Bürgersteig, wurden wir von den Gangstern in die Zange genommen, so dass keiner unbemerkt entkommen könnte. Man führte uns in ein eigentlich gut geführtes Lokal.
Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von »Holiday« (22. Juni 2010, 23:19)