Als McHaggys aus der Garage braust, zieht der sog des Autos den zerknüllten Brief mit in die Nacht Chicagos.
Dort wird er von einem Windstoß erfasst und zieht seiner Wege durch die Straßen South Deerings, bis er schließlich an den Schuhen eines Mannes hängen bleibt. Neugierig bückt sich dieser, hebt das zerknüllte Papier auf und liest was darauf geschrieben.
Hey Hag,
wenn du diese Zeilen ließt haben sich mich erwischt.
Du bist einer der wenigen denen ich Vertraue, daher schreibe ich dir diesen Brief...
...
Ich halte dir einen Platz neben mir im Jenseits frei.
In tiefer Freundschaft
Carl
Der Mann steckt den Brief in seine Manteltasche und schlürft weiter seinem Ziel entgegen, der Bäckerei.
Gidorich ist so in Gedanken versunken, dass er nicht einmal bemerkt, wie Hag an ihm vorbeirast…
„Scheiße… Hoffentlich tut Hag nichts Unüberlegtes!!!“, schießt es ihm durch den Kopf und leicht beunruhigt beschleunigt er seinen Schritt. Seine Hand knüllt abwesend den Zettel.
Als er die Bäckerei erreicht merk er sofort, dass Hag nicht mehr da ist…
Aber auch die Tür steht offen… Der Bäckermeister kommt nicht einmal auf die Idee, dass Jemand eingedrungen sein könnte. „Hast es sehr eilig gehabt, mein Bester“, nuschelt er in sich hinein als er die angelehnte Tür mit dem geknackten Schloss durchschreitet.
Er bemerkt den Schatten noch im Augenwinkel…
Schwarz.
Benommen nimmt Gidorich das Pochen in seinen Schläfen war. Schwärze… Nein, flüchtige Lichtpunkte… „Mach die Augen auf du Idiot!“, dröhnt seine eigene Stimme durch seinen Kopf.
„Zu Befehl…“, brabbelt er in die Stille und ist verwundert über den lauten Klang seiner eigenen Stimme. Dann öffnen sich seine Augen und er sieht… Die Tür seiner Backstube… Er ist im Hinterzimmer… Seine Hände sind an einen Stuhl gebunden… Relativ lieblos. Aber effektiv um einen erwachsenen Mann eine Weile zu beschäftigen…
„Dann mal los…“, seufzt er und beginnt an den Knoten rumzufummeln, so gut er eben dran kommt.
Plötzlich hört er Geräusche aus dem Verkaufsraum. Es dauert einen Moment, ehe er einordnen kann, was er hört.
„Mist… Eine Schlägerei!“, trifft ihn die Erkenntnis wie ein Hammer. Und dann, härter noch: „HAG!“
Sofort lässt er von den Knoten ab. Er schließt die Augen, holt tief Luft, denkt an Hag, seine rechte Hand, und reißt mit einem Ruck an seinen Fesseln.
Nichts passiert. Adern treten an seinem Hals hervor als er seine Kräfte mobilisiert. Ein leises Knacken und zwei blutende Handgelenke sind die einzigen Erfolge des zweiten Versuchs.
Dann hört er einen erstickten Laut aus dem Verkaufsraum. Er horcht. Es ist stiller geworden…
„NEIN! HAG!!!“, brüllt der hünenhafte Bäcker und während blinde Wut ihn übermannt zerbirst der Stuhl zu allen Seiten und gibt endlich seine Hände frei…
Ohne zu denken stürzt Gidorich zur Schublade mit seinem Reserve-.45er.
Unter den Stricken sickert Blut an seinen Handgelenken hervor und tropft auf den Boden, während er ohne einen Plan in den Verkaufsraum stürmt. Die Tür fliegt fast aus den Angeln. Für den Bruchteil einer Sekunde kann Gidorich den Hünen sehen der Hag am Hals hochhält, ehe der Revolver in seiner Rechten in schon jahrelang geübter Routine hochschnellt und den Kopf des Eindringlings förmlich explodieren lässt…
Kraftlos fallen Hag und der Revolver auf den Boden.