Nach dem Vorkommnis gestern habe ich heute morgen mit Oldgun über seinen Whiskeykonsum gesprochen und ihn eindringlich gebeten, das Trinken deutlich einzuschränken. Er hat mich zwar ziemlich skeptisch angesehen, hat aber versprochen, es zu versuchen.
Jetzt ist es Nachmittag, und er hat den ganzen Tag noch nichts getrunken. Seiner Laune war das aber nicht grade zuträglich. Erst hat er stundenlang am Fenster gesessen und reglos nach draußen gestarrt.
Mittags hat er das tatenlose Rumsitzen nicht mehr ausgehalten, hat sich die Axt gegriffen und ist Holz hacken gegangen. Glücklich hat er dabei aber auch nicht ausgesehen.
Als ihn dann auch noch ein Regenschauer überrascht hat, war die Stimmung auf dem Nullpunkt.
Das kann man ja nicht mitansehen. Ich weiß genau, was ihm fehlt. Und ich weiß auch, dass es illusorisch ist, dass er ganz darauf verzichtet. Aber es ist trotzdem lieb von ihm, dass er es versucht. Wahrscheinlich tut er das mehr mir zuliebe als aus Vernunftsgründen.
Ich glaube, ich werde versuchen, ihn etwas aufzumuntern. Ein warmes Bad wird ihm guttun, und ein Schlückchen von seinem geliebten Whiskey wird seine gewohnte gute Laune zurückbringen, da bin ich ganz sicher. Gesagt, getan - als er fluchend und durchnässt hereinkommt, wartet ein Bad und ein Schlückelchen von seinem Lieblingstropfen auf ihn. Das hebt seine Lebensgeister im Handumdrehen. Nach den ersten Schlucken kehrt sein freches Grinsen zurück, das ich so an ihm liebe. Seufzend lässt er sich ins warme Wasser sinken und sagt: "Ach, Scherrie, das ist schon viel besser! Komm her zu mir, hier ist Platz genug..." Ich lache und schüttele den Kopf. Das hört sich doch schon wieder eindeutig nach Oldgun an!
Als er aus dem Bad steigt, ist er wieder ganz der alte. Ihm ist eingefallen, dass er heute noch einige Pflichten zu erledigen hat (schließlich hat seine Gang einen Krieg zu gewinnen!), und er macht sich eilig fertig, um sie zu unterstützen. Seine Energie und seine Entschlossenheit sind zurückgekehrt.
Ein flüchtiger Abschiedskuss, ein Augenzwinkern: "Darauf kommen wir nachher zurück, Süße!" und weg ist er.
Ach, ich bin froh, dass er wieder ganz der alte ist! So ist er halt, und ich liebe ihn so, wie er ist.