Geboren wurde ich im Dezember des Jahres 1885 als Michail „Lee“ Molotow-Belton in einem kleinen Kaff in Montana.
Mein Vater war Michail Molotow der Dritte und meine Mutter hieß Susan Belton.
Er hatte als kleiner Junge mit seinem Vater, Michail Molotow II., das russische Kaiserreich verlassen um in Amerika eine neue Heimat zu finden. Sie war die Tochter des größten Dosenfabrikanten Montanas.
Michail II. hatte nach seiner Ankunft in New York eine Weile gebraucht um sich in der neuen Welt zu Recht zu finden und hatte schließlich in Montana einen Job in eben jener Konservenfabrik gefunden. Und während er sich mit russischem Fleiß hochgearbeitet hatte, hatte sein Sohn (mein Vater) sich mit der Tochter des Besitzers der Fabrik angefreundet.
Und mehr als das. Michail der III. war ein charmanter Mann… Wer hätte der wohl behüteten Susan schon verdenken können, dass sie sich in diesen attraktiven Russen verguckte, der schon so viel mehr von der Welt gesehen hatte als sie. Er kannte New York, Chicago, L.A. (Auch wenn er zu der Zeit noch recht jung gewesen sein muss…).
Wie dem auch sei: Michail und Susan wurden Freunde und mehr und es kam wie es kommen musste:
Eines Tages „erkannte“ Michail Susan und nach 2 Monaten konnte der geübte Beobachter erste Anzeichen von mir erkennen.
Schande, unehelich und Klassenunterschied waren die Worte die wohl am meisten fielen in den nächsten Wochen und dann herrschte eisige Stille. Die Stimme, die diese Stille schlussendlich durchbrach war die Meine. Für kurze Zeit waren alle Beteiligten eine Familie und bestaunten das kleine schrumpelige Wunder. Meine beiden Großväter, der eine Reich, der Andre sein Untergebener, lagen sich in den Armen und selbst mein Vater soll angeblich eine Träne vergossen haben. Mein Vater nannte mich nach sich und seinem Vater und meine Mutter fügte mir ihren Nachnamen an um ihren Vater gnädig zu stimmen. Dann bestand dieser auf einen zweiten, amerikanischen Vornamen. Er hatte dabei gewiss an seinen eigenen Namen – Kenneth – gedacht…
Doch mein Vater hatte stets Probleme mit dem „TH“ gehabt und so benannte er mich nach seiner Jeans. Eine Lee. Ein typisch amerikanischer Name, wie er stets sagte. Welch Glück, dass es Dickies noch nicht gab und er keine Wrangler trug….
Dann (oder vielleicht sogar daraufhin) wurden Meine Eltern verbannt.
Nach New York!
Dort wollte Susan schon immer hin und ihr Vater hatte dort eine Fabrik in der Michail III., nun ja leider Teil der Familie, einen Posten als Vorarbeiter übernehmen sollte.
Auf der langen Fahrt nach New York gewöhnten sich meine Augen nur schwer an die Flut von Farben, die mir durch die Zugfenster entgegen strömten. Doch sie gewöhnten sich daran und in New York angekommen vermisste ich die Farben. Hier war alles grau.
Ich vermisste nicht einfach nur grün, blau, rot und gelb! Ich sah viel mehr! Die einzelnen Nuancen einer Farbe gingen zwar in einander über, dennoch hatte jeder Farbton eine ganz eigene Ausstrahlung. Keine Farbe war wie eine Andere! Zwar kannte ich die Namen noch nicht, aber eine Wiese, ein Blatt, ein Grashalm, sie alle waren nie grün für mich sondern hatten eigene, faszinierende Farben, die ich später als Kobaltgrün, Turmalingrün und so weiter kennen lernte.
Schaue ich auf eine Wiese und schließe dann die Augen, so sehe ich Magenta. (Und manchmal habe ich dann Visionen von einem magentafarbenen T und vielen schreienden Menschen an der Börse
)
Farben sind so vielfältig wie Gerüchte und Geschmäcker… Und ich bin der Jean-Baptiste Grenouille der Farben.
Doch nun zu meinem Namen...
Um mich in der grauen Tristesse von N.Y. etwas aufzumuntern kaufte meine Mutter mir eines Tages eine Propellermütze.
Eine wunderschöne, bunte Kappe mit einem Propeller obenauf.
Ich war begeistert.
Doch leider passte sie nicht. Mein Kopf war zu groß! So gingen wir zu einem Hutmacher, der sie weiten sollte.
Er maß meinen Kopf. Maß nochmals. Dann begann er seine Arbeit und nuschelte immer wieder:“ That’s goin to be a Fat Cap…“
Und so bekam ich meinen Spitznamen. Fatcap.
Der Schneider soll angeblich während der Arbeit an meiner Mütze den Verstand verloren haben:
to be continued...