„Huch! Wie geht denn die Tür auf?“ Albern kichernd rüttle ich an der Tür von Mace’s Corner. Vielleicht hätte ich doch nicht so viel von dem Champagner trinken sollen; der steigt mir immer so schnell zu Kopf. Gutmütig brummend streckt Gido eine Hand nach der Klinke aus und öffnet die Tür mit Schwung. Drinnen ist es recht voll und wir erkennen gleich eine Reihe bekannter Gesichter. Gido, der meinen leicht schwankenden Gang zwar amüsant findet, aber gleich bemerkt, dass ich Gefahr laufe, durch ausladende Bewegungen den ein oder anderen Tisch abzuräumen, lenkt mich elegant an einen freien Platz und rückt mir den Stuhl zurecht.
„Setz dich doch auch, Gido!“ fordere ich ihn auf. Aber er schüttelt nur den Kopf und murmelt was von Billig-Import-Ware. „Ich hol uns lieber mal was Anständiges von der Bar. Bin gleich wieder da.“ Und schon zwängt er sich durch die Besuchergruppen, schüttelt Hände im Vorbeigehen und nickt dem ein oder anderen zu. Erst jetzt bemerke ich, dass ich einen wahnsinnigen Hunger habe. Deshalb sind wir ja auch hier. Mal sehen, was das Buffet zu bieten hat, denke ich und mache mich ebenfalls auf den Weg.
Vor mir tut sich das Schlaraffenland auf. Die tollsten Köstlichkeiten sind auf einem großen Tisch aufgetürmt; mir fallen fast die Augen aus dem Kopf, was einem hier geboten wird. Überfluss! Ich greife mit bloßen Fingern nach den kleinen Canapeés und stopfe mir gleich zwei davon in den Mund. Noch kauend kommt jetzt der Käse an die Reihe: wozu einen Teller nehmen, der Mensch lebt von der Hand in den Mund, aber höflich wie ich bin, schneide ich ein Stück von dem guten Camembert mit einem Messer ab; beinahe hätte ich mich dazu hinreißen lassen einfach herzhaft hinein zu beißen. Aber der strenge Blick eines älteren Herrn neben mir hat mich davon abgehalten.
Die Weintrauben sehen auch sehr verführerisch knackig aus und passen wunderbar zu dem Käse; also greife ich mir gleich eine ganze Rebe und genau in diesem Moment erscheint Gido neben mir und hält mir ein weiteres Glas Champagner unter die Nase. Ich nehme ihm das Glas aus der Hand und kippe das Prickelzeug in einem Zug hinunter. „Ahhh, gut!“ Gido schaut mich belustigt an. „Aduya, ich habe hier einen alten Freund getroffen. Darf ich ihn dir vorstellen?“
„Da muss ich mir erst mal die Nase pudern gehen! Du siehst auch aus als könntest du eine kleine Entspannung vertragen…“ Mein Kichern fällt ein wenig zu laut aus und Gido räuspert sich, als uns die Blicke der Herrschaften neben uns treffen. „Aduya, also, das geht doch nicht, oder…“ stottert er. Doch ich packe seine Hand und ziehe den gespielt Widerspenstigen hinter mir her.
„Schwester Aduya, schön Sie hier zu sehen!“ Rolo Tomassi kommt auf uns zu. „Vielen Dank für die Einladung, Mr. Tomassi, aber wir haben etwas Dringendes zu erledigen. Wo sind die Toiletten?“ zwinkere ich dem Detective zu und er weist uns mit einem Nicken den Weg. „Ähm…!“ Mehr sagt er nicht und Gido und ich verschwinden hinter der Tür. Sie lässt sich verriegeln und das Klopfen der Ungeduldigen nehmen wir nach einer Weile nicht mehr wahr…