"Geld, Karriere, Wohlstand...", schoß es mir durch den Kopf, "messte ich all dem wohl über die Jahre zu viel Bedeutung bei?", als es plötzlich im Garten schepperte. Es klang gerade so, als ob Bär nach einer durchzechten Nacht auf die Veranda knallte. Doch nein, von ihm weit und breit keine Spur. Ich versuchte mein kleines Handwäffchen aus dem Strumpfband zu holen, doch das wollte mir inzwischen auch nicht mehr richtig gelingen.
Während ich mir deshalb eine Träne von den Augen wischte (oder liegt es an diesen doofen Hormonen?) sah ich, wie sich die Katze der Murders aus unserem Garten schlich. Ich dachte mir nichts dabei, denn in diesem Moment überlegte ich nur, wie so eine kleine, geschmeidigte Dame, die ihren Namen u.a. aufgrund ihres Leichtgewichts nicht umsonst erhielt, mit so einem Rumps vom Baum hüpfen kann - unfassbar.
Nachmittags kam die kleine Kräuterhexe, des Teufelsweib, nochmals bei mir vorbei, um mich mit allerlei Tränken und etwas Tee zu versorgen. Das Zeug ist furchtbar. Ich frage sie jedesmal, ob sich dieses Gepansche nicht mit ein klein wenig Tequila veredeln lässt, doch sie hebt dann stets nur den Finger und murmelt etwas von Himbeerblättern, Brennesseln und Schafgarbenkraut, dazu noch ein wenig Frauenmantel... Gute Frau, dabei will ich weder ein Schaf gebären noch brauch ich einen neuen Mantel.
Zum Schluß legt sie mir noch ans Herz, etwas besser auf mich in der nächsten Zeit aufzupassen. Cat's kam letztens zu ihr in den Laden um sich über einen Trank zu informieren. Das stimmte sie schon misstrauisch, denn zu ihren Stammkunden zählte sie gewiss nicht. Als sich Cat`s schließlich nach dem Vater des Kindes erkundigte, fiel ihr spontan nichts besseres ein, als das sie jetzt sofort schließen müsse, da sie einen wichtigen Termin völlig vergessen hatte.
"Ach, deshalb sprang sie heute Morgen durch den Garten.", entgegnete ich dem Kräuterweib. Sie sah mich besorgt an. Ich konnte ihre Gedanken förmlich hören. Doch dann beruhigte ich sie. "Keine Sorge, es gibt ihn. Er lebt in seiner alten Heimat und es geht ihm sehr gut dort. Stell dir vor, er hat dort schon kurz nach seiner Rlückkehr ein ganz legales Geschäft gegründet und verdient damit mindestens so viel, wie einst hier als Gangster. Und er ist wahrlich nicht davon begeistert, dass ich mich immer noch in der Stadt aufhalte, anstatt mich dort mit ihm niederzulassen."
Daraufhin teilte sich ihr Gesichtsausdruck. Auf der einen Seite schien sie beruhigt über die Informationen, andererseits spürte ich, wie sie meine Entscheidung kritisierte. "Mach dir keine Sorgen um das alles, Teufelchen. Ich habe nur noch einige Kleinigkeiten zu erledigen, dann werde ich die Stadt für eine längere Zeit verlassen. Ob ich wieder komme, steht in den Sternen. Aber ich werde auf keinen Fall das aufgeben, was ich mir hier aufbaute und schon gar nicht einen dieser Showabgänge dafür inszenieren, wie es hier Usus ist, um danach wieder für meine Rückkehr gefeiert zu werden. Nein, ich werde lediglich noch deine Dienste als Hebamme in Anspruch nehmen, denn ich könnte mir keine bessere vorstellen. Danach werden ich mich mit dem Kind bei Nacht und Nebel aus der Stadt machen und brav Frau und Mutter spielen. Ob mir die Rolle gelingt? Wir werden es erleben."