Prolog
Hauptbahnhof New York City
Alleine stehe ich auf dem Bahnsteig 9b und warte auf einen Zug von dem ungewiss ist ob ich ihn wirklich besteigen möchte. Es ist nicht nur der Zug in eine andere Stadt, nein, es ist der Zug in ein neues Leben. Soll ich wirklich fliehen? Wie eine verängstigte Hündin das weite suchen und hoffen das mich meine Vergangenheit nicht wieder einholt?
Auf einmal werde ich aus meinen Gedanken gerissen als der ankommende Zug einfährt und zum stehen kommt. Ich schultere meinen Rucksack, nehme meine 2 Koffer in die Hand und bewege mich auf den Einstieg zu. Kurz davor verharre ich und die eine Frage, die mich schon seit mehreren Tagen beschäftigt, meldet sich in meinen Kopf.
Wie konnte es so weit kommen, dass eine der meistgesuchten Verbrecherinnen New Yorks sich absetzt? Wie ein Film der drauf wartet abgespielt zu werden zieht mein Leben an meinem geistigen Auge vorbei…
Kapitel 1 – Kindheit und spezielles Training
Meine Geschichte beginnt im Jahre 1900 als ich mein 7tes Lebensjahr vollendete. Mein Vater war ein angesehener Kaufmann der unseren Lebensunterhalt mit Börsengeschäften bestritt. Dies war zumindest für alle Außenstehenden so. Einmal in der Woche kamen Leute in feinen Anzügen zu meinem Vater ins Arbeitszimmer. Niemand durfte dabei sein wenn sie sich trafen. Meine Mutter, die keinen Beruf ausübte, erklärte mir damals immer es ginge dabei um die Arbeit. Später erfuhr ich dass mein Vater einer der Hauptlieferanten von Waffen für einige der einflussreichsten Familien war. Wahrscheinlich musste er deswegen sterben, aber zu später mehr.
Ich wurde, wie alle Töchter aus reichen Familien, auf eine höhere Schule für Mädchen geschickt und damit begann ich zu dem zu werden was ich heute bin.
Ich merkte schnell, dass ich mit den anderen Mädchen in meinem alter nicht klarkam. Ihnen Stand der Sinn nach Puppenspielen und anderen Kindlichkeiten während ich mich lieber mit den Naturwissenschaften beschäftigte. Die älteren ärgerten die neuen wo sie nur konnten und da ich die meiste Zeit allein war wurde ich zu ihrem Lieblingsziel. Eine Erzieherin bekam mit das ich Probleme hatte mit den anderen klarzukommen und von den größeren verprügelt wurde, deshalb bot sie mir an die gerade populär werdende Kampfsportart Karate zu erlernen. Natürlich nah mich das Angebot an, da es mir die Möglichkeit gab an meinen Peinigerinnen zu rächen. Fortan trafen wir uns jeden Tag nach dem Unterricht an abgelegenen Orten und ich lernte Karate. Es stärkte meinen Körper und meinen Geist. Bald schon wurde mir bewusst das Rache nicht erstrebenswert war und so lies ich es über mich ergehen, vorerst.
Sieben Jahre drückte ich die Schulbank in der Mädchenschule und lernte neben den Hauptfächern die Unterrichtet wurden auch viel über die Naturwissenschaften und den Kampfsport.
Es war das vorletzte Jahr für mich an der höheren Schule für Mädchen als ein Ereignis alles ändern sollte. Den anderen Mädchen war es natürlich aufgefallen das ich meinen sozialen Kontakt zu ihnen auf ein Minimum begrenzt hatte. Die größeren, welche die Schule bald verlassen werden wollten mir, dem Sonderling, noch richtig eins mitgeben und so lauerten sie mir zu fünft in der Bücherei auf. Ich erinnere mich daran als wäre es gestern gewesen. Ein große Blondhaarige war ihre Anführerin und fing an mich herumzuschubsen. Sie bildeten einen Kreis um mich herum. Irgendwie wusste ich das es dieses mal nicht so glimpflich ablaufen würde wie sonst, also legte ich meine Bücher auf den nächsten Tisch und macht ihnen verständlich das ich mich dieses mal wehren würde. Sie schauten sich gegenseitig an und verfielen in ein bösartiges Lachen. Die Blonde griff nach meinen Haaren doch ich hatte damit gerechnet und unterlief ihren Arm, stellte mein Bein hinter ihre und fuhr meinen rechten Arm aus um ihr diesen mit wucht in den Bauch zu rammen. Ich überschätzte meine Kraft und hebelte sie mehrere Zentimeter vom Boden aus wobei sie nach hinten über mein Bein fiel, mit den Rücken gegen einen Tisch knallte, einen langen gequälten Schrei ausstieß und auf den Boden nach Luft ringend liegen blieb. Erstaunt und verängstigt schauten mich die anderen vier jungen Frauen an. Ich beachtete sie nicht weiter, ging zurück zu den Tisch auf dem ich meine Bücher abgelegt hatte und wollte mich gerade umdrehen um die Bücherei zu verlassen als die Blonde ihren Freundinnen zurief: „Worauf wartet Ihr? Macht sie fertig!“ Instinktiv drehte ich mich halb und lies mich in der Bewegung auf die Knie fallen und das keinen Moment zu früh. Ein Buch flog über mich hinweg geworfen von der die zu meiner Linken stand. Sie standen in einem Halbkreis mir gegenüber, die Blonde in der Mitte wie sie sich langsam wieder aufrappelte. Links und Rechts von ihr standen jeweils 2 andere Mädchen. Ich in jede Hand ein Buch, schleuderte je eines auf die Mädchen die mir am nächsten waren und damit begann der Tanz.
Keine zwei Minuten später lagen alle fünf jungen Frauen auf dem Boden und rangen nach Luft oder krümmten sich vor Schmerzen. Ein selbstgefälliges lächeln huschte über mein Gesicht und mir wurde klar, dass ich ganz anders war als die anderen Mädchen, die diese Schule besuchten…
Natürlich blieb dieses Abenteuer für mich nicht ohne Folgen. Am nächsten Tag wurde ich zur Direktorin der Schule vorgeladen um mein Verhalten zu erklären. Wie zu erwarten war stritten die fünf anderen alles ab, ich hätte angefangen sie zu ärgern und wäre dann gewalttätig geworden. Zu meinem Pech glaubte die Direktorin den anderen und so wurde ich ohne viel Aufsehen von der Schule geschmissen mit der Begründung Gewalttätige Schülerinnen hätten hier nichts zu suchen.
So kam ich im Mai des Jahres 1907 wieder zuhause bei meinen Eltern an, mit dem schlechtesten Gewissen das ich in meinen bis dato kurzem Leben hatte.
Fortsetzung folgt ...