Es war wunderschön, unter den Strahlen der spätsommerlichen Sonne waren zum Bersten mit Köstlichkeiten gefüllte Tische aufgestellt worden, die Dorfkapellen begleiteten die Anwesenden mit Musik und der Geruch von gegrilltem Spanferkel lag in der Luft.
Die Menschen trafen sich um für einen Tag ihre Arbeit zu vergessen, Freunde wiederzusehen und mit Bekannten zu plaudern, man konnte die gute Stimmung auf der piazza förmlich spüren.
Als die Schatten langsam länger wurden und mein Vater sich für seine große aber hoffentlich nicht allzu lange Rede vorbereitete, verabschiedete ich mich kurz mit einem Kuss von Stella um mich mit Antonio, einem alten Goldschmied in der via Selva, zu treffen. Ich blickte mich noch einmal um und sah über den Platz, sah meine strahlende Stella mit ihrem engelsgleichen Lächeln auf den Lippen und verschwand dann in den kleinen Gassen.
Ich hatte vor, mein Leben zu verändern und mit Hilfe Antonios hatte ich einen goldenen Ring schmieden lassen, den Ring, den ich meiner Liebe an diesem Abend an den Finger stecken wollte um sie zu fragen, ob sie mich heiraten wolle. Mein Herz hüpfte vor Glück als er mir sein Kunstwerk mit einem verschmitzten Lächeln in seinem faltigen Gesicht überreichte.
Ich machte mich prompt auf den Rückweg und malte mir im Gehen meinen in Kürze stattfindenden Antrag aus als plötzlich ein munteres Geknatter in meine Ohren drang. Zunächst dachte ich an das abendliche Feuerwerk aber noch standen die letzten Sonnenstrahlen am Himmel, mir wurde bewusst dass es für ein Feuerwerk noch zu früh war und eine dunkle Ahnung beschlich mich. Da während des Fests ein striktes Waffenverbot auf der piazza herrschte, beschleunigte ich meine Schritte begann schließlich zu rennen und bog keuchend um eine Straßenbiegung um zu sehen, was mich heute noch erschauern lässt:
Statt des fröhlichen Beisammenseins erblickte ich ein abscheuliches Gemetzel, Männer in dunklen Anzügen und mit Maschinenpistolen in den Händen hatten die Menschen zusammengetrieben und jene, die sich wehrten, wurden eiskalt im Kugelhagel niedergestreckt, ich sah meinen Vater über einem Tisch zusammengesackt, ein Teil unserer Männer lag blutend auf dem Platz verstreut, andere schienen sich in den anliegenden Häusern verschanzt zu haben. Ich erfasste die Situation blitzschnell aber ich war, wie alle anderen Gäste, unbewaffnet und sah nunmehr in den Lauf eines Revolvers, den einer der Gangster auf mich gerichtet hatte. Mit einer zuckenden Bewegung schlug ich seine Waffe aus der Hand und umklammerte reflexartig seinen Hals um ihm das Leben aus dem Körper zu pressen als ich hinter ihm einen jungen Körper leblos auf der Straße liegend sah.
In diesem Moment verkrampfte sich mein Herz schlagartig, ich ließ den röchelnden Mann los, sprang nach vorne und lief gebückt zu der Person im luftigen Sommerkleid, deren schwarzes Haar ihr Gesicht verdeckte, ich wollte sichergehen dass ich mich täuschte, dass dort nicht meine Stella Maria lag, nicht die Stella, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen wollte. Ich beugte mich herab und drehte, während zwei weitere Banditen auf mich zugelaufen kamen, den zarten Körper am Boden um und mir schossen die Tränen in die Augen. Stella, es war Stella! Es konnte nicht sein aber da lag sie, völlig erschlafft und unterhalb Ihrer Brust kam eine blutige Lache zum Vorschein. Ihren Hals auf der Suche nach einem Pulsschlag abtastend schien alles um mich herum zu verschwinden, es gab nur noch mich und meine tief schlafende Stella, sie schlief doch, oder? Ich nahm ihre Hand und küsste sie, nahm ihren Kopf in beide Hände und zog ihr Gesicht dicht vor meins, ich atmete ihren Duft ein letztes Mal ein während meine Tränen ihre Haut benetzten. Was ich gerade erlebte konnte nicht sein, mein Engel konnte nicht so in meinen Armen liegen, sie konnte nicht, sie durfte nicht, alles was gerade geschah durfte nicht sein!
Das letzte, was ich an diesem Tag mitbekam war ein lauter Knall in meiner Nähe, direkt gefolgt von einem harten Schlag über mein Ohr, dann wurde es dunkel um mich herum