Doping ist es offiziel erst, wenn die Substanz auf der verbotenen Liste steht
Was mir aber fehlt sind die Geschichten aus der Anfangszeit der Rundtour
Juckpulver im Trikot, Schlafmittel im Hühnchen
1904 war die Tour de France von Skandalen gekennzeichnet, weil rivalisierende Fahrer, Betreuer, Fabrikbesitzer und Zuschauer ganz unterschiedlicher Meinung waren, wer gewinnen sollte. Folgendes soll geschehen sein: Jean Fischer füllte man ein Abführmittel in sein Getränk; Henri Cornet gab man eine mit einem Schlafmittel präparierte Hühnerkeule zu essen, so dass er beim Fahren einschlief und stürzte; Dortignac und Jousselin litten unter fürchterlichen Sitzbeschwerden, weil man ihnen Juckpulver beziehungsweise Schmirgel ins Trikot gestreut hatte; Payan stürzte nach einem Rahmenbruch - man hatte ihn angesägt und wurde schließlich disqualifiziert, da er einen mutmaßlichen Täter niedergeschlagen haben soll; Zuschauer streuten Nägel und verprügelten sogar Fahrer.
Maurice und Cesar Garin, Lucien Pothier und Hyppolite Aucouturier führten in Paris die Gesamtwertung der Tour 1904 an. Kein Wunder, denn sie hatten eifrig die Landkarte studiert und zeitsparende Abkürzungen ausgetüftelt. Das Schurkenquartett hatte einen Teil der Strecke mit der Eisenbahn zurückgelegt. Ihr Pech: Die bequemen Franzosen wurden auf dem Bahnhof von einem Jungen gesichtet, der sie verpetzte. Ansonsten hätte es wohl niemand gemerkt. Alle vier wurden disqualifiziert. Nachträglicher Sieger wurde übrigens der mit der präparierten Hühnerkeule vergiftete Henri Cornet. Er war damals 19 Jahre alt und ist bis heute der jüngste Tour-Gewinner.